Vom uralten Mysterium des Hurga Hurga


Ich hörte von einem Bruder, der steif und bleich geworden sei, als er das Wort dreimal bei Vollmond sprach – und am Morgen fand man ihn lachend, aber ohne Verstand.

Manche der Alten flüstern, Hurga Hurga sei kein Wort, sondern der Atem selbst, den Gott den ersten Menschen in die Brust hauchte. Wer es spricht, atmet wie jener Adam im ersten Licht – und ruft damit eine Macht herbei, die längst nicht mehr in der Welt weilt.

Andere behaupten, Hurga Hurga sei der letzte Rest einer Sprache, die vor der Großen Vernichtung auf allen Zungen lag. Vielleicht war es ein Gruß, vielleicht ein Befehl, vielleicht der Name einer Maschine, die Feuer aus den Himmeln rief. Ich hörte von einem Bruder, der steif und bleich geworden sei, als er das Wort dreimal bei Vollmond sprach – und am Morgen fand man ihn lachend, aber ohne Verstand.

Es gibt die törichte Sage, dass das Hurga Hurga aus den Tiefen des Teufelsgrabes selbst emporstieg, als dort der Schlafende im runden Sarg sich regte. Man sagt, er murmelte es in seinen Traum hinein, und das Land erzitterte. Manche meinen, es sei sein Weckruf.

Andere wiederum behaupten, Hurga Hurga sei ein Kinderlied aus der bösen Zeit, das die Mütter sangen, wenn die Feuerkugeln am Himmel erschienen. »Hurga Hurga«, so säuselte man, um die Kleinen zu trösten, wenn draußen der Donner der Maschinen die Erde zerriss. So könnte es sein, dass das Wort die Trauer und die Angst jener Zeit in sich trägt – und darum unsere Herzen erzittern, wenn es erklingt.

Ich aber wage eine andere Vermutung: Vielleicht ist Hurga Hurga kein Ruf zu Gott noch zum Teufel, sondern das Echo der Menschen selbst. Ein Wort, das nichts bedeutet – und gerade darum alles. Ein Schlüssel zum Spiegel, in dem wir uns selbst erblicken müssen: hungernd, irrend, hoffend.

Darum schreibe ich: Wer das Hurga Hurga spricht, möge sein Herz in Demut beugen. Denn das Wort kann nichts – oder es kann alles.

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